Compliance und Fortschritt schließen einander nicht aus. Tatsächlich kann Compliance sogar eine Chance für Wachstum und Innovation darstellen. 

„So etwas wie die Richtlinie über Einwegkunststoffe gab es noch nie“, erklärt Riccardo Vellani, Product Director for Additional Materials bei Tetra Pak.

Im Juni 2019 hat die Europäische Union (EU) die Einwegkunststoffrichtlinie verabschiedet, wodurch verschiedene Einwegprodukte wie Wattestäbchen, Besteck, Teller und Trinkhalme vom Markt verbannt wurden.

Seitdem wurde die Liste noch erweitert. Und ab Juli 2024 müssen alle Getränkekartons mit Ausnahme von solchen aus Glas und Metall mit verbundenen Verschlüssen verkauft werden, also Öffnungsmechanismen, die so konzipiert sind, dass sie nach dem Öffnen mit dem Rest der Kartonverpackung verbunden bleiben, um herumfliegendem Plastikmüll vorzubeugen.

Als die Richtlinie angekündigt wurde, hatte kaum jemand etwas von verbundenen Verschlüssen gehört. Man fragte sich, wie es um die Kompatibilität mit bestehenden Verpackungen stand und wie hoch die Kosten für die Umrüstung oder gar Neuanschaffung der Anlagen ausfallen würden.

„Verbraucher in der EU wissen praktisch nichts über die kommenden Vorschriften. Also müssen Unternehmen die Bedeutung und die Vorteile von verbundenen Verschlüsse erklären.“ 

„Viele unserer Kunden verfügen über zahlreiche Produktionslinien. Daher war es extrem wichtig, die neue Lösung so zu gestalten, dass die Auswirkungen auf die Bestandsanlagen minimal sind und ein reibungsloser Übergang möglich ist. Gleichzeitig boten die neuen Rahmenbedingungen uns auch die Möglichkeit, unsere Lösungen von Grund auf neu zu denken. Denn wenn man schon einmal Veränderungen vornimmt, kann man auch direkt über Verbesserungsmöglichkeiten nachdenken“, berichtet Riccardo.

Wie konzipiert man eine Lösung für eine halbe Milliarde Menschen?

Acht verschiedene Konzepte für verbundene Verschlüsse wurden gleichzeitig entwickelt, um die Lösung zu finden, die für über eine halbe Milliarde Verbraucher in mehr als 25 Ländern geeignet ist. 

„Wir konnten den Kunststoffanteil in den meisten der bisher umgesetzten Lösungen reduzieren* und den Fokus auf Verbraucherfreundlichkeit sowie einfaches Öffnen und Schließen der Verpackungen legen. Wir wollten die Verschlüsse für möglichst viele unserer Lösungen anbieten können. Der TwistCap OSO 34 Pro für Tetra Rex® Kartonverpackungen ist das neueste Produkt in diesem Bereich. Die Verschlüsse sind außerdem als pflanzenbasierte Version erhältlich. Natürlich haben wir sichergestellt, dass keine der Änderungen die Haltbarkeit oder Produktsicherheit beeinträchtigt“, sagt Riccardo.

Die enge Zusammenarbeit mit Kunden hat sich ausgezahlt: Anfang 2021 waren die ersten verbundenen Verschlüsse bereit, der Welt vorgestellt zu werden. Seitdem haben sich die Dinge schnell weiterentwickelt. Erst kürzlich hat Tetra Pak mit über 3 Milliarden ausgelieferten verbundenen Verschlüssen einen Meilenstein erreicht.

Die Branche nimmt eine führende Rolle ein, wenn es darum geht, Kunden über die Hintergründe aufzuklären

„Verbraucher in der EU wissen praktisch nichts über die kommenden Vorschriften. Also müssen Unternehmen die Bedeutung und die Vorteile der verbundenen Verschlüsse erklären – wie sie es bereits bei der Einführung von Papiertrinkhalmen getan haben“, sagt Riccardo. Häufig ist ein gewisses Maß an Überzeugungsarbeit erforderlich, denn Kunden reagieren auf Veränderungen meist mit der Frage „Wieso?“.

„Es ist schwierig, eine so kleine Änderung wie die Verschlusskappe mit dem größeren und komplexeren Ziel einer nachhaltigen Verpackung und geringeren Umweltverschmutzung zu verbinden.“

Um unsere Kunden bei dieser Aufgabe zu unterstützen, haben wir Kommunikationsmittel entwickelt, mit denen sie den Gedanken hinter der Umstellung auf verbundene Verschlüsse gut erklären können. 

„Die neuen Verschlüsse bieten viele Vorzüge, auf die Kunden durchaus positiv reagieren – wenn sie erst die Gründe für diese Veränderung kennen. Beispielsweise wissen sie meist nicht, dass der neue Verschluss nur einen Öffnungsschritt erfordert (One-Step-Opening-Verschluss). Bisher waren meist zwei Schritte nötig, nämlich das Abschrauben des Deckels und das Ziehen eines Rings oder das Öffnen des Deckels und das Ziehen einer Lasche. Verbraucher haben unterschiedliche Gewohnheiten. Es dauert eine Weile, sich an neue Lösungen zu gewöhnen. Das gilt ganz besonders bei alltäglichen Handgriffen wie dem Öffnen eines Milchkartons oder dem Griff nach dem Lieblingssaft im Rucksack“, weiß Riccardo.

Verbundene Verschlüsse bieten Potenzial, das über die Ziele der EU-Richtlinien und die Grenzen der EU hinausgeht

Was folgt, nachdem mehr als drei Milliarden verbundene Verschlüsse ihren Weg in die Hände der Endkunden gefunden haben?

„Wir werden weiterhin eng mit unseren Industriekunden zusammenarbeiten, um jederzeit auf neue Vorschriften oder Initiativen vorbereitet zu sein. Denn jede Änderung, die unsere Kunden betrifft, geht auch uns etwas an. Mir möchten ihnen helfen, dem Gesetzgeber einen Schritt voraus zu sein.“

Auch außerhalb der EU haben verbundene Verschlüsse Potenzial.

„Verbundene Verschlüsse sind in anderen Märkten zwar noch nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber ich bin sicher, dass die Menschen erkennen werden, welchen Beitrag sie damit zur Müllvermeidung leisten können. Also weiten wir unser Angebot aus und stellen diese Verschlüsse als neue, verbesserte One-Step-Opening-Lösung mit Vorteilen für die Umwelt vor“, schließt Riccardo.

* Die Reduzierung des Kunststoffanteils nach Gewicht sieht wie folgt aus:

  • HeliCap™ 26 Pro: 13 % gegenüber HeliCap™ 27
  • DreamCap™ 26 Pro: 7 % gegenüber der bisherigen DreamCap™ 26
  • LightWing™ 30: 12 %* gegenüber der bisherigen WingCap™ 30 (Liner in der Berechnung nicht berücksichtigt)

 

 

„Die neuen Verschlüsse bieten viele Vorzüge, auf die Kunden durchaus positiv reagieren – wenn sie erst die Gründe für diese Veränderung kennen. Doch wir gewöhnen uns nur langsam an neue Lösungen und veränderte tägliche Routinen, zum Beispiel beim Öffnen eines Milchkartons oder dem Griff nach dem Lieblingssaft im Rucksack.“

 

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