22. August 2023

Von der Denkfabrik zur „Denken und Handeln"-Fabrik

Der europäische Green Deal hat bis 2050 ein klimaneutrales Europa als Ziel. Dabei spielen wissenschaftsbasierte Ziele eine wichtige Rolle. Dieses Konzept wird vom Brüsseler Thinktank für Nachhaltigkeit, dem IEEP (Institute for European Environmental Policy, Institut für europäische Umweltpolitik) seit über 45 Jahren unterstützt.

2018 hat das IEEP die Multi-Stakeholder-Plattform Think2030 ins Leben gerufen, um europäische Denkfabriken, die Zivilgesellschaft den privaten Sektor und lokale Behörden an einen Tisch zu bringen. Tetra Pak gehörte zu den ersten Mitgliedern.

„Wir sind auf dem besten Weg zu dem, was ich einen Think-and-Do-Tank nenne, eine ‚Denken und Handeln‘-Fabrik. Wir bringen führende Akteure aus der Branche zusammen und sprechen Entscheidungsträgern in der Politik eindeutige Empfehlungen aus.“

Das Hauptziel von Think2030 sind wissenschaftsbasierte politische Lösungen für ein nachhaltigeres Europa. Der hauptsächliche Fokus liegt auf relevanten, rechtzeitigen und konkreten Handlungsempfehlungen für die Politik.

„Wir sind auf dem besten Weg zu dem, was ich einen Think-and-Do-Tank nenne, eine ‚Denken und Handeln‘-Fabrik. Wir suchen nach Lösungen für erkannte Regelungslücken und liefern Beweise und Forschungsergebnisse, bringen aber auch führende Branchenvertreter und Wissensorganisationen zusammen, damit wir Entscheidungsträgern in der Politik fundierte Empfehlungen aussprechen können“, so Martijn Pakker, Head of Strategic Relations beim IEEP.

Interessen getrennter Gruppen auf einen Nenner bringen

Fürsprache und Lobbyarbeit fanden bisher meist in klar abgegrenzten Bereichen statt. Wissenschaft und Forschung arbeiten innerhalb ihrer Kanäle, die Zivilgesellschaft geht eigene Wege und auch der private Sektor konzentriert sich auf seine Interessen.

„Think2030 bringt Stakeholder zusammen, um sich auf das zu konzentrieren, was uns als Interessensparteien eint. So wird eine gemeinsame Grundlage erarbeitet, auf der man aufbauen kann. Es geht darum, den größten gemeinsamen Nenner zu finden und so eine größere Gruppe dazu zu animieren, dieselben Zielsetzungen zu verfolgen“, erklärt Katie Carson, Director of Corporate Affairs, Food & Climate Policy bei Tetra Pak.

„Wir befassen uns zum Beispiel damit, wie wir die richtigen politischen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Wandel der Lebensmittelsysteme schaffen können.“

Wir möchten mit allen Partnern gemeinsam dafür sorgen, dass Fachwissen über Bereichs- und Branchengrenzen geteilt wird. Wir wollen herausfinden, wo Mitglieder des Netzwerks einander helfen und unterstützen können.

Ein Schwerpunktbereich der Plattform ist der europäische Green Deal, aber auch dessen unterschiedliche Verzweigungen. In diesem Zusammenhang befasst die Plattform sich mit der Notwendigkeit, das Lebensmittelsystem in der EU durch ein künftiges EU-Politikrahmenwerk für nachhaltige Lebensmittelsysteme zu transformieren, ökologische und gesundheitliche Aspekte zu betrachten und dabei die Diversität der Agri-Food-Systeme in Europa nicht aus den Augen zu verlieren.

„Wir befassen uns zum Beispiel damit, wie wir die richtigen politischen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Wandel der Lebensmittelsysteme schaffen können. Dafür benötigen wir die maximale Expertise, die wir bekommen können“, sagt Martijn.

Die Entwicklung der Politik im Blick behalten

Die Think2030-Plattform hat zur Entwicklung des Europäischer-Green-Deal-Barometers des IEEP beigetragen. Das Barometer ist ein jährlich erscheinender Fachbericht, der den Fortschritt bei den Zielen des Green Deal untersucht und Lücken sowie Chancen aufzeigt.

„Tetra Pak hat uns bei der Entwicklung des Barometers auf hervorragende Weise unterstützt, insbesondere bei der Verbreitung an die einzelnen Stakeholder-Gruppen.“

Das Barometer existiert zwar erst seit drei Jahren, wurde aber bereits von Virginijus Sinkečius, einem EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, als nützliches Werkzeug bezeichnet. 

Globale Unternehmen spielen eine Rolle bei der Verbreitung gemeinsamer Botschaften

Tetra Pak gehört zu den ersten Branchenmitgliedern der Plattform. Auch Oatly hat sich frühzeitig angeschlossen. Laut Martijn ist es aus vielerlei Gründen wichtig, global agierende Unternehmen an Bord zu haben.

Oatly-Verpackungen im Supermarktregal

„Es verleiht der Botschaft Gewicht und macht sie schneller und weiträumiger bekannt“, sagt er.

Seit diesem Jahr veranstaltet das IEEP alle sechs Monate einen nationalen Think2030-Dialog mit einem Mitglied von Think Sustainable Europe und weiteren nationalen Stakeholdern. Dabei geht es um Umweltpolitik sowie den Austausch von Ideen und Innovationen. Das letzte Treffen im April drehte sich um das Thema „Mit Nachhaltigkeit durch die Krise“ und wurde von SEI gemeinsam mit der schwedischen Präsidentschaft des Rats der Europäischen Union organisiert.

„Wir müssen die Ziele des Green Deal und das bisherige Engagement auch nach 2024 beibehalten. Und wir müssen noch schneller werden als bisher.“

„Diese Events bieten ein großartiges Forum zum Austausch unserer Erkenntnisse und für die Zusammenarbeit mit anderen Wegbereitern. Sie bieten auch die Gelegenheit, einen Weg nach vorn aufzuzeigen und so hoffentlich weitere Organisationen zu inspirieren“, berichtet Katie.

Martijn erklärt, dass die Industrie eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des Green Deal spielt, insbesondere bei den Punkten Innovation und Nachhaltigkeitsbestrebungen. „Denn wir müssen die Ziele des Green Deal und das bisherige Engagement auch nach 2024 und dem aktuellen politischen EU-Mandat beibehalten“, sagt er.

„Wir müssen beim Green Deal noch schneller werden als bisher. Es gibt mehr als genug zu tun. Lebensmittelsysteme verursachen beispielsweise über ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen – und fast ein Drittel aller Lebensmittel geht verloren oder wird verschwendet. Wie können wir weltweit mehr Lebensmittel herstellen, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren und dabei die Auswirkungen des Klimawandels bekämpfen, die eine noch nie da gewesene Belastung unserer Lebensmittelsysteme darstellen?“, fragt Katie.

Think2030-Dialog in Schweden

Bild vom Think2030-Dialog in Schweden (IEEP 2023)

Ein One-Stop-Shop für politische Entscheidungsträger

Die Multi-Stakeholder-Plattform stellt schon jetzt ihren Wert für politische Entscheidungsträger unter Beweis, denn sie bringt Stakeholder aus den unterschiedlichsten Feldern zusammen.

„Wir konzentrieren uns nicht auf einzelne Probleme oder handeln nach einer einzelnen Vision. Denn wenn wir ein nachhaltigeres Europa erschaffen wollen, müssen wir alle an einem Strang ziehen.“

„Es macht das Leben für politische Entscheidungsträger einfacher, denn wir bieten praktische Beratung und Belege aus einer Hand. Gleichzeitig senden wir damit ein sehr starkes Signal an die Entscheidungsträger, dass unsere Prioritäten nicht in einem begrenzten Sektor liegen“, sagt Martijn und erfährt Zustimmung von Katie.

„Der gemeinschaftliche Ansatz verleiht unserer Botschaft besonderen Nachdruck. Er zeigt, dass wir gemeinsame Prioritäten haben und gemeinsame Ziele erreichen möchten“, erklärt sie.

„Wir konzentrieren uns nicht auf einzelne Probleme und handeln nicht nur nach einer einzelnen Vision. Denn wenn wir ein nachhaltigeres Europa erschaffen wollen, müssen wir alle an einem Strang ziehen“, schließt Martijn.

European Green Deal Barometer

Die Think2030-Plattform hat zur Entwicklung des Europäischer-Green-Deal-Barometers des IEEP beigetragen. Das Barometer ist ein jährlich erscheinender Fachbericht, der den Fortschritt bei den Zielen des Green Deal untersucht und Lücken sowie Chancen aufzeigt. 

 

„Das Barometer hilft bei der Meinungsbildung und zeigt, was die EU-Umweltfachleute denken. Es zeigt das Vertrauen in die Umsetzung des europäischen Green Deal“, erklärt Martijn.

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