2018-09-03

Fragen und Antworten mit Lisa Ryden

DIE BEDEUTUNG VON RECYCLING

Lisa Ryden hat einen ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund und kam vor 13 Jahren zu Tetra Pak. 2012 wechselte sie in unsere Umweltfunktion. Anfang 2017 wurde sie zur Leiterin des Tetra Pak Bereichs Recycling ernannt. In diesem Beitrag sprechen wir mit ihr über den altbewährten und wegweisenden Ansatz unseres Unternehmens im Bereich Recycling und eine Zukunft, die sich immer stärker zu einer Kreislaufwirtschaft entwickelt.

Lisa Ryden

Warum spielt Recycling für Tetra Pak eine wichtige Rolle?

Wir verwenden hochwertige Rohstoffe, um unsere Verpackungen herzustellen und unsere Mission zu erfüllen, Lebensmittel sicher und überall verfügbar zu machen. Durchschnittlich 70 Prozent unserer Verpackungen werden aus Karton hergestellt, der aus nachwachsenden, recycelbaren und vollständig biologisch abbaubaren Rohstoffen gewonnen wird. Sobald unsere Verpackungen ihren Zweck erfüllt haben, bedeutet das nicht, dass die Rohstoffe wertlos geworden sind. Im Gegenteil – sie können gesammelt und zu etwas Nützlichem recycelt werden, anstatt verschwendet zu werden. Wenn Tetra Pak-Kartons gesammelt und zu etwas Neuem und Nützlichem recycelt werden, verhindert dies auch die Vermüllung, es schont Ressourcen und reduziert die Umweltbelastung. Recycling ist seit jeher ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeitsgeschichte von Tetra Pak. Nun ist es mehr als eine Lizenz zum Betrieb – es ist eigentlich eine geschäftliche Notwendigkeit.

Welche externen Faktoren prägen die Recyclingarbeit?

In den letzten zwei Jahren habe ich bei vielen unserer Stakeholder ein deutlich gestiegenes Interesse am Recycling festgestellt. In erster Linie wollen die meisten unserer Kunden – dazu zählen auch alle unsere weltweiten Kunden – mit uns über das Recycling sprechen. Sie machen ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen öffentlich und verlassen sich darauf, dass wir sie dabei unterstützen, diese zu erfüllen. Ein Großteil dieses gestiegenen Interesses wurde durch die neue Aufmerksamkeit für das massive Problem der Belastung und Verschmutzung der Ozeane durch Plastikabfälle verursacht. Auch wenn Tetra Pak für die Herstellung unserer Verpackungen hauptsächlich Karton verwendet, sind wir Gegenstand dieses Gesprächs, weil wir auch einen geringen Anteil Kunststoff verwenden. Anfang dieses Jahres haben wir uns verpflichtet, die neue Kunststoffstrategie der EU zu unterstützen, durch die sich unsere Bemühungen weiter auf die Erneuerbarkeit, die Verwendung von recycelten Materialien und das Recycling konzentrieren.

Können Sie uns einen kurzen Überblick über das Recyclingkonzept von Tetra Pak geben?

Wir verfolgen beim Recycling einen Ansatz entlang der Wertschöpfungskette – von der Sensibilisierung der Verbraucher über die Sammlung und Sortierung bis hin zum Recycling und Vermarktung. Das bedeutet, dass wir nicht nur auf eine bessere Sammlung von Kartons (nach Gebrauch durch den Verbraucher) hinarbeiten, sondern auch die Zahl der Unternehmen erhöhen wollen, die bereit sind, diese Kartons in etwas Nützliches und Wertvolles zu recyceln. Eine derartige Wertschöpfungskette ist nur möglich, wenn alle erforderlichen Akteure einbezogen werden – angefangen bei den politischen Entscheidungsträgern über diejenigen, die die Verbraucher sensibilisieren, bis hin zu denjenigen, die die Sammelinfrastruktur schaffen. Da sich das Recycling in den einzelnen Ländern unterschiedlich gestaltet, müssen wir zur Konzentration auf die wirkungsvollsten Maßnahmen die lokale Wertschöpfungskette analysieren, um Engpässe zu finden, die wir beheben können. Dazu gehört möglicherweise, Sensibilisierungskampagnen für Verbraucher durchzuführen, einen Beitrag zur Sammelinfrastruktur zu leisten und Investitionen in Anlagen für Recyclingmaßnahmen zu tätigen.

Was sind einige unserer bisher größten Erfolge auf dem Gebiet des Recyclings?

Tetra Pak gilt als sachkundiger und erfahrener Vorreiter bei unserer Arbeit, das Recycling von Getränkekartonverpackungen weltweit auszuweiten. In über 70 Ländern fördern wir lokale Recyclinginitiativen. Das macht mich sehr stolz und motiviert mich! Hier sind drei kurze Beispiele für unsere Erfolge im Bereich des Recyclings:

  • Durch unsere Recyclingarbeit tragen wir dazu bei, dass jede vierte verkaufte Tetra Pak-Kartonverpackung recycelt wird. In dieser Zahl enthalten ist das Recycling aller auf dem Markt befindlichen Getränkekartons, nicht nur derjenigen, die wir selbst produzieren. 
  • Seit 2012 haben wir 17 Millionen Euro in die Recyclinginfrastruktur investiert.
  • Seit 2010 haben wir unsere Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Getränkekartons recyceln, von 40 auf 160 erhöht.

Worin liegen die Herausforderungen beim Recycling?

Eine Kette ist niemals stärker als ihr schwächstes Glied. Da unser Recyclingkonzept eine Reihe von Akteuren entlang der Wertschöpfungskette umfasst, stellt ein schwaches oder fehlendes Glied – wie das Fehlen effizienter Sammelsysteme – ein Problem dar. Auch wenn es verlockend ist, nach einer Einheitslösung für das Problem des Recyclings zu suchen, es gibt keine allgemeingültige. Das Recycling erfolgt lokal, und wir müssen vor Ort sein, Engpässe beseitigen und mit den richtigen Akteuren zusammenarbeiten. Entsprechend der aktuell gegen Plastik gerichteten Stimmung legen wir mehr Wert darauf, das Recycling der Polymere in unserem Verpackungsmaterial zu verbessern. Auch wenn Polymere nur zu einem kleinen Anteil in Tetra Pak-Verpackungen vorhanden sind, ist es für uns nach wie vor ein wichtiges Thema.

Wie messen Sie die Recyclingleistung und den Fortschritt?

Die verschiedenen Recyclingmärkte weisen unterschiedliche „Reifegrade” auf – einige sind bereits fortgeschritten, andere stehen am Anfang. Insbesondere Länder mit einer effektiven Abfallgesetzgebung und -infrastruktur sind weiter als die anderen. In Bezug auf das Recycling wünschen wir uns für Getränkekartons in jedem Markt, in dem Tetra Pak-Verpackungen verkauft werden, eine etablierte und nachhaltige Recycling-Wertschöpfungskette und passen unsere Initiativen an die Marktreife an. Um unsere Fortschritte zu messen, überwachen wir Leitindikatoren wie Verbraucherbewusstsein, Zugang der Verbraucher, Recyclingkapazität und Materialpreise. Ein Ergebnis all dieser Indikatoren ist natürlich, dass wir die Gesamtzahl und die Quote der verwerteten Verpackungen erhöhen wollen. Das ist also etwas, dessen Entwicklung wir verfolgen.

Gibt es bestimmte lokale Meilensteine, bei denen Sie besonders stolz sind, dass Sie sie erreicht haben?

Ich habe oben einige unserer allgemeinen Erfolge erwähnt. Auf lokaler Ebene ist jeder weitere einzelne Fortschritt wirklich ein Meilenstein. Hier sind einige aktuelle Beispiele:

* Ende 2016 hatten 60 % der US-Haushalte Zugang zum Recycling von Getränkekartons. Nach 18 % im Jahr 2009 ist diese Zahl die Schwelle, ab der das Verpackungsrecycling als etabliert gilt und ein uneingeschränktes Recycling-Logo verwenden kann.

  • Im Vereinigten Königreich sammeln inzwischen mehr als 90 % der Gemeinden Kartons, um diese zu recyceln.
  • In Saudi-Arabien wird unsere gemeinsame Investition in Recyclingkapazitäten dazu führen, dass ab diesem Jahr der erste große Recycling-Betrieb für Getränkekartons beginnt.

* Wir sind eine Partnerschaft mit Unternehmen der Recyclingbranche in Südafrika eingegangen, um das Recycling von Getränkekartons zu etablieren. Im vergangenen Jahr wurde unter Teilnahme des Umweltministers die zweite Recyclinganlage des Landes für Getränkekartons eröffnet.

Welche Ziele sollen als nächstes erreicht werden und wie gelingt uns dies?

Das Thema Recycling ist für uns ein auf Dauer angelegtes Projekt und es ist wirklich ein langer Weg. Das Streben nach einer Kreislaufwirtschaft, ​hält unvermindert an, und ich schätze, wir stehen hierbei erst am Anfang. Dies wird zu Innovationen in den Bereichen Verpackungsdesign, -sammlung, -sortierung und -recycling führen, sodass eine höhere Recyclingquote von Verpackungsmaterialien möglich wird.