2021-06-24

Fallstudie:

Entwicklung der Wertschöpfungskette: Anbindung lokaler Kleinbauern an die Milchindustrie im Senegal

Grasende Kühe im Senegal, Milch-Kleinbauern

Die Herausforderung

Nach Angaben des Welternährungsprogramms (World Food Programme, WFP) leben 46,7 % der Menschen im Senegal in Armut und 17 % sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Etwa 25 % der Kinder leiden unter Wachstumsstörungen. Trotz des herrschenden Halbwüstenklimas besteht im Senegal das Potenzial, die lokale Rohmilchproduktion zu steigern und eine sichere Verarbeitung, Verpackung und Verteilung zu ermöglichen. Die lokale Entwicklung der Milchwirtschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Ernährungssicherheit und Bildung. Dafür sind jedoch ein Technologietransfer und technische Hilfe erforderlich.

Die Schaffung einer nachhaltigen lokalen Wertschöpfungskette für Frischmilch hat ihre Herausforderungen. Die durchschnittliche Milchleistung ist mit 0,6 Litern pro Kuh und Tag eine der niedrigsten weltweit. Es regnet nur drei Monate im Jahr. Das Wissen über bewährte Methoden in der Landwirtschaft ist im Allgemeinen gering. Laut dem IFCN (International Farm Comparison Network) ist Senegal in der Milchproduktion nur zu 66 % autark, während 91 % der lokal produzierten Milch nicht industriell verarbeitet werden. Eine der Herausforderungen im Konkurrenzkampf mit importierter Milch sind die Kosten für die Sammlung und Verarbeitung der lokal produzierten Milch.

Die Initiative

Tetra Pak West Africa, Tetra Laval Food for Development, der lokale Milchverarbeiter SIAGRO und die IFC (International Finance Corporation) haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam mit lokalen Kleinbauern die Milchproduktion und -sammlung zu steigern.

SIAGRO verarbeitet täglich große Mengen Milch, die nur zu 12 % aus der Region stammt. Ziel der Partnerschaft ist es, die Milchsammlung zu erhöhen und 20 % der gesamten Milch aus der Region zu beziehen. Die Lösung ist die Einrichtung eines Molkereizentrums, das lokale Bauern in eine formale Wertschöpfungskette für Milchprodukte einbindet. Die Kleinbauern können darüber ihre produzierte Milch verkaufen und erhalten Zugang zu Wissen und Schulungen, um sie bei der Steigerung ihrer Produktion zu unterstützen. SIAGRO hat in der Region Fatick bereits eine Infrastruktur für die Milchsammlung errichtet, die weiter ausgebaut werden soll.

Tetra Laval Food for Development unterstützte SIAGRO beim Aufbau des Molkereizentrums. Der bei Food for Development für die Entwicklung der Milchwirtschaft zuständige Spezialist führte zudem Schulungen für Mitarbeiter von SIAGRO und lokale Bauern durch. Derzeit werden Referenzbetriebe entwickelt und die Milchproduktion und das Einkommen der Bauern gemessen. Die IFC stellte SIAGRO Darlehen für Investitionen in Milchverarbeitungsanlagen zur Verfügung.

Zusammen mit Tetra Laval Food for Development unterstützt die IFC die Bauern, Agrarfachleute und Mitarbeiter der Kunden zudem mit technischen Mitteln bei der Entwicklung der lokalen Milchproduktion. In den Schulungen werden Themen wie Futter- und Ernährungsmanagement, Reproduktion sowie die landwirtschaftliche Verwaltung behandelt.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der Reisebeschränkungen stellten die Milchabholung und die Schulung vor Ort eine Herausforderung dar. Daher hat Tetra Laval Food for Development ein Online-Schulungsprogramm entwickelt, um die Agrarfachleute weiterhin beim Wissenstransfer zu unterstützen. Das Online-Schulungsprogramm umfasst monatliche Webinare, die von Experten für Entwicklung in der Milchwirtschaft vorbereitet und durchgeführt werden. SIAGRO arbeitet zusammen mit den Bauern daran, die Milchsammlung inmitten der Mobilitätseinschränkungen infolge der COVID-19-Pandemie aufrechtzuerhalten.

Positiver Effekt

Nach 16 Monaten konnte ein Anstieg der Milchsammlung um 246 % von anfänglich 12.900 Litern auf 44.670 Liter verzeichnet werden. Das monatliche Einkommen der Referenzbetriebe ist um 109 % von 120,90 US-Dollar auf 253,20 US-Dollar gestiegen.

Blick in die Zukunft

Das Modell für eine nachhaltige Entwicklung der lokalen Milchwertschöpfungskette wurde etabliert. Zwei Dörfer haben zudem mittlerweile Bauernkooperativen. Geplant ist, dass die Bauernkooperativen zukünftig die volle Kontrolle über die Milchsammelzentren sowie deren Inhaberschaft übernehmen. Darüber hinaus sollen weitere lokale Bauern in das Molkereizentrum eingebunden werden. In den umliegenden Dörfern, in denen die Bauern ihre Milch bisher nicht lokal vermarkten konnten, wurden neue Milchsammelstellen geschaffen.