FÜR EINE VIELFÄLTIGERE, INTEGRATIVERE UND STÄRKERE ZUKUNFT

Fragen und Antworten mit Gaby Youd

Gabriele Youd kam 2010 zur globalen Personalabteilung von Tetra Pak. Im Jahr 2017 wurde sie Direktorin von Future Talent and Future Work und arbeitet seitdem in verschiedenen Projekten daran, ein m​oderneres Arbeitsumfeld in unserem Unternehmen zu schaffen. In diesem Interview sprechen wir über die zentrale Rolle von Vielfalt und Integration für den langfristigen Erfolg und die Nachhaltigkeit von Tetra Pak.
Gaby Youd

2018-08-15

Wo kommt nun die Integration mit ins Spiel?

Das eine geht nicht ohne das andere! Wenn wir wirklich Vielfalt in unserem Unternehmen haben wollen, müssen wir zulassen, dass Unterschiede Gehör finden und zur Entfaltung kommen. Wenn man Vielfalt nicht mit Integration in Einklang bringt, entstehen Gruppendenken, Konflikte, Unzufriedenheit und der Kampf gegen das Nichtdazuzugehören. Deshalb sind die wichtigsten Bestandteile unserer heutigen Strategie für Vielfalt eine unternehmerische Sichtweise auf das Thema Vielfalt und eine besondere Konzentration auf die Integration von Menschen.

Was bedeutet Vielfalt und Integration für Tetra Pak?

Ich möchte zunächst das Thema Integration in den Vordergrund stellen. Für Tetra Pak bedeutet das, dass wir die persönlichen Unterschiede in unserer Organisation respektieren, verschiedene Ansätze unterstützen und Raum für Wachstum geben. Jeder wird einbezogen, leistet seinen Beitrag und hat Zugang zu Möglichkeiten. Sobald die Integration funktioniert, kann die Vielfalt ihre Aufgabe erfüllen. Für Tetra Pak bedeutet Vielfalt eine Belegschaft mit dem gesamten Spektrum an Unterschieden. Dazu gehören sichtbarere Unterschiede wie Alter, Nationalität und Geschlecht und eher weniger sichtbare wie verschiedene Charaktertypen, Erfahrungen oder Einstellungen – zum Beispiel introvertierte oder extrovertierte Menschen. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Organisation eine Vielfalt aufweist, die unsere Geschäftstätigkeit und unsere Verbraucher widerspiegelt – und dass diese auf jeder Ebene unserer Hierarchie vergleichbar repräsentiert wird. Wenn beispielsweise 35 % der Absolventen von Ingenieurwissenschaften auf der ganzen Welt weiblich sind, wollen wir auch mindestens so viele weibliche Ingenieure einstellen können. Wenn wir einen Frauenanteil von 30 % in unserer Organisation haben, dann sollten wir auch einen Anteil von 30 % auf allen Ebenen haben – auch auf der Führungsebene.

Warum der Wechsel des Fokus auf dem Geschlechterverhältnis hin zu Vielfalt und Integration?

Im vergangenen Jahr haben wir uns intensiv mit der Geschlechtergleichstellung am Arbeitsplatz beschäftigt. Wir haben versucht, zwei hartnäckige Probleme zu lösen: Frauenrepräsentanz in unserer Führungsebene und Frauenrepräsentanz im Vergleich zum Außenmarkt. Doch trotz unserer harten Arbeit haben wir nicht die gewünschten Fortschritte gemacht. Also haben wir beschlossen, noch weiter und über die Zahlen hinaus zu gehen, um die kulturellen Barrieren und Wegbereiter anzuschauen, die eine Rolle spielten. Dazu haben wir ein Gender-Beratungsgremium eingerichtet. Nachdem wir die Grundursachen gefunden hatten, erkannten wir, dass sie ein Problem für alle darstellen, nicht nur für Frauen. Wir haben Aktionspläne festgelegt, um diese Hindernisse zu beseitigen und gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle zu schaffen. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem wir dann die Bezeichnung des Gremiums in „Gremium für Vielfalt und Integration” geändert haben.

Zu welchen Erkenntnissen ist das Gremium für Vielfalt und Integration gelangt?

Wir hatten einen „Aha!”-Moment, als wir uns fragten: „Warum tun wir das wirklich?” Es geht nicht nur um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – auch wenn das natürlich wichtig ist. Es ist eigentlich unsere Unternehmensstrategie, die eine Vielfalt von Ansätzen verlangt. Wir haben einen breiten Kundenmix und wollen das innovativste und integrierteste Unternehmen in unserem Bereich sein. Um in einem sich ständig verändernden Umfeld immer einen Schritt voraus zu sein, braucht man ständig neue Ideen und neue Ansätze. Ohne Vielfalt funktioniert das nicht. Sicherzustellen, dass dieser Zusammenhang jedem klar ist, macht es einfacher, Menschen an Bord zu holen. Durch das Verknüpfen dieses Zusammenhangs mit einem Zweck begreift jeder die strategische Notwendigkeit, und tut nicht nur etwas, weil man es ihm sagt.

Wie unterscheidet uns das von anderen?

Wir haben mit vielen anderen Unternehmen über ihren Ansatz zu Vielfalt und Integration gesprochen. Viele haben gekämpft, um die gewünschten Fortschritte zu erzielen, und ein paar hatten einen negativen Rückschlag bei einigen ihrer Initiativen zu verzeichnen. So erhielten wir viele gute Ratschläge, was wir NICHT tun sollten. Wir sehen auch, dass sich der Dialog über Vielfalt in letzter Zeit verlagert hat. Millennials, zum Beispiel, kümmern sich viel weniger um formale Teile von Vielfalt. Für sie geht es mehr darum, wie man selbst anders sein kann oder wie man Dinge anders machen kann. Um die Frage, wie man die Karriere machen kann, die man will. Wie man das Arbeitsleben mit dem Privatleben so vereinbaren kann, wie man möchte. Wir versuchen, das in unser Konzept aufzunehmen und Maßnahmen voranzutreiben, die es den Menschen ermöglichen, sie selbst zu sein. Wenn es nach mir ginge, würden wir nicht von Vielfalt sprechen, indem wir Menschen in verschiedene Gruppen einteilen. Wir würden stattdessen über die gemeinsamen Dinge sprechen, die alle zum Erfolg führen. Darauf konzentrieren sich unsere Projekte, Kommunikation und Maßnahmen.

Welche Maßnahmen ergreifen wir, um Vielfalt und Integration voranzutreiben?

Wir verfügen über eine Strategie und einen Fahrplan, wobei viele Maßnahmen bereits eingeleitet wurden und viele in Vorbereitung sind. Hier sind einige Beispiele ... Wir verdoppeln die Zahl der flexiblen Arbeitszeitregelungen in unserem Unternehmen. Bis Ende nächsten Jahres werden Unternehmen eines jeden Landes mit mehr als 50 Mitarbeitern eine gewisse Flexibilität bei Arbeitszeit, Ort und Urlaub bieten. Wir bieten bereits jetzt eine Transparenz im Hinblick auf die Karrieremöglichkeiten und bieten Schulungen und Leitfäden an, damit jeder Fortschritte erzielen kann. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir Webinare zur beruflichen Weiterbildung angeboten, denen Berichte darüber folgen, wie unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Werdegängen umgehen. Wir starten ein Pilotprojekt zum Thema Schulung rund um kognitive Verschiedenartigkeit und Vorurteile am Arbeitsplatz. Wir wollen die Verhaltensweisen und Denkmuster verstehen, die uns zu „Gleichheit” führen, damit wir sie überwinden und die verschiedenen Ansätze optimal nutzen können. Wir arbeiten mit einer Gruppe von Personalverantwortlichen auf der ganzen Welt zusammen, um herauszufinden, warum wir nicht die verschiedenartigen Mitarbeiter einstellen, die wir uns wünschen. Worin liegen die Grundursachen und wie können wir sie verändern? Zum Beispiel wollen wir mehr weibliche Ingenieure einstellen. Es geht um die Frage, wie erschließen wir uns das knappe Angebot an qualifiziertem Nachwuchs und wie motivieren wir Mädchen, diese Arten von Berufen zu ergreifen?

Woher werden wir wissen, dass es funktioniert?

Wir haben für uns einen künftig gewünschten Zustand im Hinblick auf Vielfalt und Integration bei Tetra Pak festgelegt, der sich aus mehreren Teilen zusammensetzt. Für jeden dieser Teile haben wir Messgrößen definiert, die es uns ermöglichen, unseren Fortschritt zu verfolgen und zu messen. Der erste Teil dreht sich um den Aspekt „Wir sehen den Mitarbeiter“, wobei es um das Thema Integration geht. Wir verfügen über einen so genannten Integrationsindex, bei dem die Antworten auf Fragen (z. B. „haben Mitarbeiter eine Stimme”, „haben Mitarbeiter berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten”, „arbeiten die Mitarbeiter abteilungsübergreifend zusammen” und „verfügen sie über abteilungsübergreifende Kontakte”) aus unserer Mitarbeiterbefragung zum Thema Integration gewertet werden. Der zweite Teil besteht darin, das richtige Gleichgewicht für die Vielfalt zu finden. Wir verfolgen dies durch unser so genanntes „Diversity Dashboard” (Übersicht zur Vielfalt), das die Vertretung über das gesamte Jahr hinweg erfasst. Der dritte Teil besteht darin, die Vorteile der Vielfalt zu sehen und zu bewerten. Dazu wollen wir uns ab dem nächsten Jahr um eine externe Anerkennung wie Auszeichnungen als „Top-Arbeitgeber” oder „bester Arbeitsplatz” bewerben. Meiner Meinung nach sind Vielfalt und Integration von grundlegender Bedeutung für die Zukunft von Tetra Pak, und ich bin zuversichtlich, dass wir einen integrierten Ansatz verfolgen, der uns dorthin führt, wo wir hinwollen!