„Gemeinsame Anstrengungen, innovative Produkte und Betriebsmodelle sowie unkonventionelle Partnerschaften werden nötig sein, um das momentane Tempo des Wandels hin zu einer nachhaltigeren Zukunft zu beschleunigen“, sagt Adolfo Orive in seinem Vorwort zu unserem Nachhaltigkeitsbericht 2022.
Die Welt leidet noch immer unter den mittelbaren und unmittelbaren Folgen der Coronapandemie. Dazu gehören Verwerfungen in den globalen Lieferketten, Rohstoffknappheit, Fachkräftemangel und Inflation. Das war und ist für uns alle nicht einfach. Anfang 2022 kam mit der Invasion der Ukraine durch Russland der nächste Schock für die Weltwirtschaft. Wir verurteilen diesen tragischen und schrecklichen Krieg in aller Deutlichkeit. Leider ist ein Ende nicht in Sicht. Wie viele andere hoffen auch wir auf eine unverzügliche Lösung, die den Frieden wiederherstellt.
Diese globalen Ereignisse führen zu deutlichen Folgen für die globale Logistik und Rohstoffpreise. Bei Tetra Pak tun wir unser Äußerstes, um die Auswirkungen der Verwerfungen in unserer globalen Lieferkette zu minimieren. Allerdings müssen wir angesichts einer schwankenden Nachfrage, einer angespannten Versorgungslage und unzuverlässiger Logistik umdenken, um die Versorgung sicherzustellen und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, nachhaltigere Lieferketten aufzubauen. Dazu sind bessere Planung und mehr Zusammenarbeit mit Zulieferern sowie Lebensmittel- und Getränkeherstellern nötig. Wir müssen bestehende Konzepte überdenken und uns mit Möglichkeiten für lokale Beschaffung auseinandersetzen. Die Wirklichkeit spiegelt sich im Branchentrend des Wechsels von linearen Lieferketten zu autonomen Ökosystemen wider, die sehr viel agiler auf dynamische Marktbedingungen reagieren können.
Trotz dieser Herausforderungen sind wir weiterhin zielorientiert. „Wir verpflichten uns, Lebensmittel sicher und verfügbar zu machen, überall. Und wir versprechen, zu schützen, was gut ist. Dieser Schutz erstreckt sich auf Lebensmittel, Menschen und den Planeten.“ Wir setzen nach wie vor unsere Prioritäten zum Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens unserer Angestellten, der Verbraucher und Bevölkerungsgruppen um, während wir unser Teil tun, um für Lebensmittelsicherheit zu sorgen und die Umwelt zu schützen. Das wäre ohne das Engagement unserer Teams auf der ganzen Welt nicht möglich gewesen. Sie alle arbeiten rund um die Uhr für eine sichere Lebensmittelversorgung. Ich bin wirklich stolz auf unsere Angestellten. Sie inspirieren mich jeden Tag aufs Neue.
Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, bei der nachhaltigen Transformation unserer Branche voranzugehen. Mir ist klar, dass dazu konkrete Maßnahmen in unserer gesamten Wertschöpfungskette ergriffen werden müssen. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang mit den miteinander verknüpften ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen befassen, mit denen wir konfrontiert sind. Und wir müssen starke und systemweite Partnerschaften nutzen, denn Zusammenarbeit ist wichtiger denn je, wenn man diese Herausforderungen bewältigen will.
Wir müssen unseren Worten Taten folgen lassen, indem wir unsere positiven Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft planen und maximieren. Nachhaltigkeit muss als Triebfeder für unser Geschäft und als Kriterium bei allen Entscheidungen eine zentrale Rolle spielen. Wir müssen eine Kultur der Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen und in der gesamten Branche fördern und allen Gliedern in unserer Wertschöpfungskette und den Produzenten in der Lebensmittel- und Getränkebranche helfen, eigene Nachhaltigkeitsprogramme zu starten oder zu stärken.
Dieser Bericht zeigt, welche Anstrengungen wir 2021 unternommen haben, um in der Branche mit praktischen Maßnahmen voranzugehen.
Wir haben 2021 am Weltklimagipfel auf der 26. UN-Klimakonferenz (COP26) und am ersten globalen Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen teilgenommen, um mit anderen Akteuren Wege für eine Transformation der Lebensmittelsysteme hin zu mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit zu erkunden.
Wir haben weitere Fortschritte hinsichtlich unseres Ziels gemacht, die weltweit nachhaltigste Lebensmittelverpackung1 zu liefern. Anfang 2022 wurden wir gemeinsam mit Elvir zum ersten Kartonverpackungsunternehmen2 in der Lebensmittel- und Getränkebranche, das einen Verschluss mit zertifizierten recycelten Polymeren3 auf den Markt gebracht hat. Wir haben außerdem eine kommerzielle Technologievalidierung einer Barriere auf Polymerbasis abgeschlossen, mit der die Aluminiumfolie ersetzt werden kann, die verderbliche Lebensmittel in aseptischen Kartonverpackung schützt. Dabei geht es um mehrere Millionen Verpackungen in Japan. Aktuell machen wir Fortschritte bei der Entwicklung einer Barriere auf Faserbasis – Neuland bei Lebensmittelkartonverpackungen, die bei Umgebungsbedingungen vertrieben werden.
Hinsichtlich unserer Klimaauswirkungen liegen wir im Plan für unser Ziel, ab 2030 in den eigenen Betriebsabläufen keinerlei Treibhausgasemissionen mehr auszustoßen. In der gesamten Wertschöpfungskette soll es 2050 so weit sein. Das von der Initiative Science Based Target (SBTi) genehmigte, überarbeitete Ziel für die Scopes 1, 2 und 34 bedeutet, dass wir uns bis ab 2030 zu einer Reduktion der Treibhausgase in Betriebsabläufen und Wertschöpfungskette um 46 % verpflichtet haben, um einen Beitrag zum Ziel von 1,5 °C zu leisten. Im Jahr 2021 haben wir unsere kombinierten Treibhausgasemissionen in den Scopes 1 und 2 um 27 % reduziert. Hauptverantwortlich dafür ist die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in unseren Einrichtungen. Bei unseren betrieblichen Aktivitäten (Scope 1, 2 und Geschäftsreisen) haben wir gegenüber dem Referenzjahr 2019 eine Reduktion um 36 % erreicht. Allerdings stagnierte 2021 die Gesamtreduktion der Treibhausgasemissionen (Scope 1, 2 und 3) gegenüber 2019. Ein klares Zeichen, dass wir in Scope 3 größere Anstrengungen unternehmen müssen, um unser Ziel zu erreichen.
Die Vereinten Nationen haben eine Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen. Unsere Antwort ist eine wegweisende, naturnahe Initiative zur Renaturierung in Brasilien, die wir gemeinsam mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Apremavi Anfang 2022 ins Leben gerufen haben. Die Initiative vereint mehrere Akteure mit dem Ziel, mehr als 7.000 Hektar Land zu renaturieren – zur Wiederherstellung der Artenvielfalt, als Kohlenstoffsenke und zur Abmilderung des Klimawandels. Diese Maßnahme spielt eine tragende Rolle in unseren Netto-Null-Bemühungen, da sie die letzten verbleibenden Emissionen ausgleicht.
Im Jahr 2021 wurden 50 Milliarden Verpackungen gesammelt und zum Recycling gebracht. Das sind mehr als 1,2 Millionen Tonnen.5 Wir verstärken aktuell unsere Anstrengungen, um gemeinsam mit Zulieferern und anderen Partnern die effektive Recyclingrate zu steigern.
Wenn ich unsere Erfolge im letzten Jahr betrachte und an die Zukunft denke, freue ich mich darauf, auf einer starken Grundlage aufbauen und Nachhaltigkeitsziele weiterhin verfolgen zu können. Natürlich weiß ich, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Die ganze Branche muss sich Stück für Stück ändern. Gemeinsame Anstrengungen, innovative Produkte und Betriebsmodelle sowie unkonventionelle Partnerschaften werden nötig sein, um das momentane Tempo des Wandels hin zu einer nachhaltigeren Zukunft zu beschleunigen.
Als Branchenführer verpflichten wir uns weiterhin dazu, unseren Beitrag zu schnellen, systemweiten und ganzheitlichen Änderungen zu leisten. Wir werden tun, was immer wir können, um Lebensmittel- und Getränkehersteller beim Erreichen der eigenen Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit Kunden, Zulieferern und Partnern beim Wandel zur Nachhaltigkeit vorangehen können – in den nächsten Jahrzehnten und darüber hinaus.
Adolfo Orive
President und CEO von Tetra Pak
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1. Eine aus verantwortungsvoll beschafften, nachwachsenden oder recycelten Materialien hergestellte Kartonverpackung hilft dabei, Klima, Ressourcen und Artenvielfalt zu schützen und wiederherzustellen. Sie leistet einen Beitrag zur klimaneutralen Herstellung und Distribution, ist praktisch und sicher. So hilft sie beim Aufbau widerstandsfähiger Lebensmittelsysteme. Zudem ist sie vollständig recycelbar.
2. In diesem Bericht ist bei Verpackungen oft von Kartons die Rede. Der Begriff steht für „kartonbasierte Verpackungen für flüssige Lebensmittel“.
3. Die in den Kartonverpackungen von Tetra Pak verwendeten zertifizierten recycelten Polymere werden nach dem Produktionskettenstandard des Roundtables on Sustainable Biomaterials (RSB Advanced Products, Kategorie III) zertifiziert.
4. Scope 1 sind direkte Emissionen, die an unternehmenseigenen oder vom Unternehmen kontrollierten Quellen entstehen. Scope 2 sind indirekte Emissionen, die bei der Erzeugung der vom berichtenden Unternehmen gekauften Energie (Strom, Dampf, Heizung und Kühlung) entstehen. Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens anfallen.
5. Eine (metrische) Tonne entspricht dem Gewicht von 1.000 Kilogramm.