HINTERGRUND UND INITIATIVE
50 % der Kinder im Jemen leiden unter irreversiblen Wachstumsstörungen. Nach Angaben von UNICEF leiden derzeit mehr als 2,2 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung. Bei mehr als 540.000 liegt eine schwere akute Mangelernährung vor. Der Jemen hat weltweit eine der höchsten Mangelernährungsraten bei Kindern, in einigen Gebieten ist mehr als jedes vierte Kind betroffen.
Um den Zugang zu Bildung, die Dauer des Schulbesuchs und die Abschlussquoten unter jemenitischen Kindern zu verbessern, hat das Kultusministerium von Jemen mit Unterstützung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen ein Notfall-Schulernährungsprogramm für 1,8 Millionen Kinder eingerichtet. Das Ernährungsprogramm steht jedoch vor mehreren Herausforderungen, darunter ein Mangel an geeigneten Lagereinrichtungen, schlechter Zugang zu sauberem Trinkwasser und eine unzureichende Infrastruktur. Darüber hinaus fehlt es den Schulen an geeigneten und/oder festen Kücheneinrichtungen. Auch die Logistik für den Transport und die Lagerung von Lebensmitteln ist mangelhaft, was den Zugang zu einer sicheren Ernährung erschwert.
Zur Lösung der Probleme im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit und den Zugang zu sicheren Nahrungsmitteln, die sich für das Schulernährungsprogramm stellen, begannen die HSA Group (ein internationaler Mischkonzern jemenitischen Ursprungs) und ihre Tochtergesellschaft NADFOOD eine Zusammenarbeit mit Tetra Pak Arabia Area und Tetra Pak Food for Development. In der Folge wurde im November 2023 ein Schulmilchprogramm gestartet, bei dem lokal verarbeitete H-Milch angeboten wird. Die H-Milch, die frei von Konservierungsstoffen und mit Mikronährstoffen angereichert ist, wird in 125-ml-Verpackungen des Typs Tetra Brik® Aseptic vertrieben. Die aseptische Verpackung bietet eine Lösung für Probleme wie die fehlende Kühlkette während des Transports und fehlende Kühllager in Schulen.
In der ersten Phase der Schulmilchinitiative wurden 1 Million Packungen angereicherter H-Milch an 16.000 Schüler verteilt. Das International Food Policy Research Institute (IFPRI), das zur globalen Forschungspartnerschaft CGIAR gehört, führte eine umfassende Wirkungsevaluierung (RCT) der Initiative durch.
CGIAR konzentriert sich auf die Ernährungssicherheit und die Umgestaltung der Nahrungsmittel-, Land- und Wassersysteme in einer Klimakrise. Als Forschungseinrichtung von CGIAR sammelt und präsentiert das IFPRI Erkenntnisse zur Entwicklung forschungsbasierter politischer Lösungen, um die Armut zu verringern und Hunger und Mangelernährung in Entwicklungsländern sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene zu bekämpfen.
An der von CGIAR und der HSA-Gruppe finanzierten Evaluierung der Auswirkungen des Pilot-Schulmilchprogramms nahmen 1.299 Grundschulkinder teil, 640 in der Kontrollgruppe und 659 in der Interventionsgruppe. In beiden Gruppen waren Jungen und Mädchen gleichmäßig vertreten. Das Durchschnittsalter lag bei neun Jahren.
1.285 Kinder, also 99 % der Stichprobe, wurden am Ende der Studie befragt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Schulmilchinitiative einen positiven Einfluss auf die teilnehmenden Kinder und ihre Familien hatte. Die Ergebnisse umfassen eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten um 17 %, eine Verbesserung der Testergebnisse in den Bereichen Lesen, Schreiben und Mathematik um 47 %, eine bessere Ernährungssicherheit in Haushalten sowie eine Verbesserung der psychischen Gesundheit sowohl bei den Kindern als auch bei ihren Betreuungspersonen.
Die Ergebnisse des Schulmilchprogramms im Detail:
1. Höhere kognitive Leistungen der Kinder – ein Anstieg von 17 % in der Gruppe, in der Milch angeboten wurde, wobei der Effekt bei Mädchen und kleineren Kindern stärker war.
2. Verbesserte Lernleistung in der Gruppe, die mit Milch versorgt wurde.
24 % höhere Lese- und Schreibfähigkeiten
47 % bessere Testergebnisse in Mathematik
3. Verbesserte Ernährungssicherheit in Haushalten – 14 % der Haushalte waren weniger häufig von schwerer oder mittelschwerer Ernährungsunsicherheit betroffen.
4. Verbesserte psychische Gesundheit bei Betreuungspersonen und Kindern – 32 % zeigten seltener Verhaltensprobleme. Positive Auswirkungen auf Angstzustände, insbesondere bei Betreuungspersonen von Mädchen und in den Haushalten mit dem geringsten Wohlhaben.
„Die Auswirkungen dieses Programms zu messen, ist von entscheidender Bedeutung, da es den wahren Wert einer sicheren Ernährung für Schulkinder aufzeigt. Wir haben die vielfältigen positiven Auswirkungen gesehen, die Schulmilchprogramme für Kinder in der ganzen Welt haben, z. B. die Verbesserung von Gesundheit und Bildung.
Im Rahmen dieses Programms wird auch lokal erzeugte Milch ausgegeben, die zur Entwicklung der lokalen Wertschöpfungskette im Milchsektor beiträgt, wodurch Arbeitsplätze geschaffen und die Lebensbedingungen der Kleinbauern verbessert werden“, so Rafael Fabrega, Vice President von Food for Development.
Aufbauend auf dem Erfolg der ersten Phase setzen Tetra Pak Arabia und Tetra Pak Food for Development ihre Zusammenarbeit mit der HSA-Gruppe fort, um die zweite Phase der Schulmilchinitiative vorzubereiten.
Die beiden Hauptziele für die zweite Phase sind:
1. Ausweitung des laufenden Programms auf eine größere Anzahl von Kindern
2. Zusammenarbeit mit neuen Organisationen, um das Projekt auszuweiten und die Wirkung des jemenitischen Schulernährungsprogramms zu verstärken
Die Ergebnisse der ersten Phase der Schulmilchinitiative haben gezeigt, dass die Initiative das Leben der jemenitischen Kinder und ihrer Familien deutlich verbessern kann. Die zweite Phase zielt darauf ab, diese Vorteile einer größeren Bevölkerungsgruppe zugänglich zu machen und somit zur allgemeinen Stabilität und Entwicklung im Jemen beizutragen.